6 April 2020

Hoffnung

Geschreven door c2lounge

Es ist Montag, und eben hörte ich im Radio das Öffnungschor der Matthäus-Passion. Diese Woche wird das jeden Tag gemacht, ein Teil aus dieser Passion, um uns daran zu erinnern, in welche Zeit wir kirchlich leben. Aber dieses Jahr auch, um uns noch einmal bewusst zu werden, was wir alles vermissen: wir können diese wunderbare Musik nicht in einer Kirche oder Konzertsaal wirklich miterleben. Und nicht nur diese Musik nicht. Wir werden uns jetzt täglich bewusst was wir alles entbehren, von soviel das normalerweise unser tägliches Dasein ausmacht. Wir merken das in soviel, das wir hören, sehen oder tun; oder nicht tun können.

Aber darüber hinaus wissen wir auch, daß in tiefere Schichten unseres Lebens auch noch andere Dinge mitspielen. Wir werden nicht nur gestört in unserem täglichen Leben, es gibt auch eine unbestimmte Angst. Vielleicht auch um das Leben selbst, von uns selbst oder von geliebten Menschen; vielleicht auch um unsere finanzielle Zukunft; vielleicht auch um so viele Änderungen die es in unsere Gesellschaft, in unserem Leben geben wird. Worüber können wir dann noch sicher sein? Was wird unsere Zukunft sein? Wie wird das Leben von uns allen aussehen, wenn die Krise vorüber ist?

Das sind große Fragen, die wir uns bewußt oder unbewußt fast täglich stellen. Aber beziehen wir diese auch wirklich auf was wir alles normalerweise in diese Zeit in der Kirche hören? Auch auf die große Worte der Geschichte der Passion Jesu? Auch auf die Geschichten seiner Auferstehung? Auch das alles vermisse ich dieses Jahr sehr, weil es gerade jetzt so notwendig scheint, um zu versuchen diese Verbindungen zu machen: zwischen unserem Leben jetzt, und die biblische Geschichten von damals. Um wieder zu wissen, daß sie auch jetzt wichtig für uns sind. Um wirklich aus unserem Glauben heraus zu leben.

Als ich eben in der Bibel las, in die Geschichte der Passion, merkte ich wie viele Empfindungen dort bei einander stehen. Bei den Gottesdiensten werden diese meistens von einander getrennt, und einzeln zur Sprache gebracht. Aber eigentlich gehören sie zusammen: die Angst um das Leben, im Gebet Jesu am Ölberg, und der zögernde Glaube an der Auferstehung; das Verrat beim Abendmahl und das Wissen um eine uns gegebene Solidarität; der vermeintliche Unglaube von Thomas (und von uns!) und die Bereitschaft für unser Glauben in die Welt zu treten, und für die Liebe Gottes dort zu stehen. Es sind alle Äusserungen eines Lebens, von damals und von heute, worin Glaube und Unglaube, Zögern und Entschlossenheit unterscheidbar sind, und dennoch auf einander bezogen werden. So wie es auch in unserem Leben sein kann.

Vielleicht wird das alles von einer Hoffnung getragen, daß wir das Leben nicht verlieren wollen, und nicht verneinen wollen. Wie schwierig das manchmal auch ist. Diese Hoffnung ist vielleicht vor allem die Hoffnung daß wir nicht alleine sind, sondern getragen werden von einem Gott, der mit uns zu einer neue Zukunft zieht.

Vielleicht können wir so etwas dieses Jahr auch mit Ostern bedenken: in der Hoffnung auf ein neues Leben. Für uns alle.

Severien Bouman

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