15 April 2020

Durch unsere Tränen hindurch

Geschreven door c2lounge

Dieses Jahr waren die Kirchen durchaus leer, mit Ostern. Auch wo es Kirchen gab wo es Gottesdienste gab, die via Internet oder Radio zu folgen waren, war die Leere spürbar. Oder starker noch: es war vor allem die Leere, die man spürte, die beeindruckend war, vielleicht mehr noch als die Worte die gesprochen wurden. Im Fernsehen sah ich den Papst, im leeren Sankt-Petrus Kirche in Rom, ein kleiner Mann in der immense Kirche, wo er sein Segen für die Stadt und die Welt aussprach. Und über die Not der heutigen Welt seine Sorgen aussprach. Grosse Sorgen und ein leerer Raum,- ein passendes Bild für die immense Probleme wofür wir alle jetzt gestellt sind. Wie können wir damit umgehen?

Die meisten von uns kennen die Leere, kennen die Sorgen auch, vor allem in unserem persönlichen Leben. Wenn unsere Arbeit weggefallen ist, und wir nicht mehr wissen was wir jetzt noch tun können; wenn eine geliebte Person gestorben ist, und wir nicht mehr wissen wie wir alleine weiterleben können; wenn unsere Zukunft abgebrochen ist, und wir (die sosehr am Leben hängen) nicht wissen wie wir die Leere ausfüllen können. Wenn es hoch kommt, wenn das alles uns ergreift, und wir ratlos unsere Hilflosigkeit bedenken, – oder bevor wir das alles bedenken können, – dann überfallen uns die Tränen. Tränen sind manchmal ein Signal, das unsere Hilflosigkeit andeutet, bevor wir diese in Worte gefasst haben. Worte für uns selber schon, lange bevor wir sie an anderen gerichtet haben. Tränen deuten auf eine Leere die uns angreift, auf Kummer um schwere Verluste, auf ein Nicht-Wissen wie wir damit umgehen können.

Ich habe es immer als ein Trost empfunden, dass in der Bibel öffentlich über Tränen gesprochen wird. Wir brauchen uns nicht über unsere Tränen zu schämen, auch wenn wir das vielleicht zu oft in unsere Jugend gehört haben. Tränen sind manchmal eine erste oder eine letzte Möglichkeit um unser Kummer zu zeigen, an uns selbst vor allem. Um uns bewusst zu werden von einer Leere, die einfach nicht auszufüllen ist.

Darüber geht es in einer der ersten Berichten über den Ostermorgen. Wenn Maria von Magdala in den Garten vor dem Grab herumirrt, und erst noch deutlich zwei Engel sieht, mit wen sie in Gespräch kommt über ihre Tränen. Auch Jesus ist dabei anwesend, aber sie erkennt ihn nicht, sie denkt das es der Gärtner ist, der sie anspricht. So bleibt es, bis Jesus sie mit ihren eigenen Namen anspricht: Maria. Erst dann erkennt sie ihn wieder.

In der Leere angesprochen werden, bei unserem eigenen Namen, und durch unseren Tränen hindurch wieder wissen, was uns wichtig ist im Leben. Wer von den Menschen uns teuer ist. Damit fängt die Auferstehung an, oder der Anfang unseres Verständnisses davon. Als eine Möglichkeit einer neue Orientierung im Leben, auch für uns. Auch jetzt, in dieser Zeit der Leere.

Severien Bouman

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