Predigt Januar 2025

Predigt Januar Sonntag 26 Januar 2025 – Lesen: Matth.6:5-15  

Wo an zu fangen? 

Heute ist es schon Ende Januar. Bereits nächste Woche ist es Februar, der Monat der Frühlingsferien!  

Aber auch der Monat des Bundestagswahlkampfes und am 23 Fabruar der Wahltag in Deutschland selbst.  

Wirklich viel ist schon gesagt.  

Und auch das Unwort des Jahres ist bekannt:  “Biodeutsch” ; das Wort klingt nett, aber die Bedeutung ist sicherlich kein Grund zur Freude; es hat nichts mit selbst angebauten Pflanzkartoffeln zu tun, sondern alles mit der Kleingeistigkeit und mit der Engstirnigkeit des Denkens in Kontrasten zwischen “realem” und “unrealem”, zwischen “echten”und nur vermeintlichen Deutschen;  

aber mann versuche es manchmal auch zu behaupten zwischen echten Christen und falschen Christen und so könnten wir weitermachen.  

Dieses Denken ist very popular: in Amerika hat es grosse Popularität erlangt und  war dort so sehr erfolgreich das am vergangenen Montag Trump wieder als neuer Präsident Amerikas vereidigt wurde.  In Amerika hat es übrigens erst richtig angefangen mit der Idee dass es echte Reubublikaner gibt und Rinos.     Und so haben wir wieder mehr vom Gleichen und keine Veränderung oder Verbesserung; also kein Neuanfang zum Start ins neue Jahr. Alles ist lange hinter uns, wir haben schon alles erraten und besser geht es nicht. So ist die Atmosphäre: die Zukunft macht uns Angst. Können wir eigentlich noch etwas  Positives sagen über ein neuer Anfang in 2025?  

Oder ist dass ein bisschen erbärmlich? So etwas für die langweilige Minute in der Kirche? Ich denke Ja, wir sollen es versuchen etwas Gutes zu sagen über die Möglichkeit eines Neuanfangs; besonders in der Kirche, oder gerade in der Kirche.  

Wir können lernen jeden Tag als einen neuen Anfang zu sehen; jeden Tag, wenn die Sonne am Horizont aufgeht und “auf die Guten und die Bösen scheint” (Matth.5:45). Henri Nouwen, ein Meister zeitgenössischer Christlichen Spiritualität, sagte es so “ wir müssen lernen jeden Moment als einmalige Gelegenheit zu erfahren alles neu zu machen“( Mit einem weiten Herzen, S.88). 

 Stellen wir uns vor, wie würden in 2025 beginnen jeden Monat neu anzufangen und jederzeit wieder eine Stimme zu hören, die uns sagt “ Siehe, ich mache alles neu“ (Offenbarung 21:5). 

Die realistische Stimme  sagt : “Ist es möglich, dass unsere Vorstellungskraft uns dazu führen kann?”: ein Neuanfang, ein neuer Frühling? ein neuer Sound?  Kann es? Nein. 

Aber, unsere poetische und dichterische Stimme, also die biblische Stimme sagt: es kann!  

Unser Problem ist tatsächlich dass wir unserer Vergangenheit, die von Jahr zu Jahr länger wird, zu sagen erlauben „Da gibt nichts neues unter der Sonne“. Du kennst doch schon alles, du hast es längst erlebt, bleib doch realistisch. Keiner von uns konnte einen Unterschied machen, alles bleibt immer dasselbe. Oder, vielleicht gibt es ein kleines Unterschied: die superReichen wie Elon Musk oder Jeff Bezos und seine Freunde werden immer reicher. Dass ist so. Gerade jetzt. Nun gut, lassen wir das ruhen. Hier genugt, dass die sogenannte realistische Stimme sagt: die Zukunft wird nicht viel anders sein als wie die Vergangenheit war. Versuch sie so gut du kannst zu meistern.  

Die dichterische Stimme aber, also  die biblische Stimme im Mattheus-Evangelium spricht jedoch ganz anders.  

Vielleicht is es gut wenn ich an dieser Stelle einen konkreten dichterischen Vorschlag mache. Gerne möchte ich dafür den Amerikanisch-Brittischen Schriftsteller T.S.Eliot (1888-1965) hervorheben. Er gilt as einer der bedeutendsten Vertreter der literarischen Moderne wie James Joyce. Im Jahr 1948 wurde er mit den Literaturnobelpreis ausgezeichnet für sein Spätwerk die Vier Quartette, im Original Four Quartets.  

Eliot schrieb die 4 Quartette zwischen 1936-1942 und diese 4 dichterische Texte sind völlig anders als seine früheren Arbeiten wie Wasteland; nicht avant-gardistisch, sondern sogar anti-modern in seiner Grundhaltung. In dem Zyklus Four Quartets meditiert Eliot über seinen eigenen Lebensweg. Die Zeit spielt hier ein grosse Rolle. Er lehnte eine strenge Aufteilung der Zeit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ab. Er bevorzugte transcendentalere Vorstellungen von der Zeit: die Vergangenheit und die Zukunft sind für ihn immer auch in der Gegenwart enthalten. Zeit is für Eliot nicht ohne einen Bezug zu Ewigkeit denkbar: mit den Worten von Elot selbst, in der Übersetzung von Norbert Hummelt:  „Zeit Gegenwart und Zeit Vergangenheit/ Sind vielleicht beide in Zeit Zukunft gegenwärtig/ und Zeit Zukunft enthalten in Zeit Vergangenheit„.  

In den Vier Quartette klingen die berühmte Worte: “In meinem Anfang ist mein Ende/ In meinem Ende ist mein Anfang”.  

Dichterisch kann es sein, dass wir am Ende dort ankommen, wo wir angefangen haben. Ich denke das gehört zu den mystischen Einsichten die die 4 Quartets von Eliot kennzeichnen, dass “die Zeit das Zeitlose kreuzt”. Zum Schluss schreibt Eliot: „Ich will nichts mehr hören/ von der Weisheit alter Männer/ lieber von Ihre Tollheit/ Ihrer Angst vor der Angst/ und dem Irrsinn/ Ihrer Angst vor Besessenheit„.  

Diese Strofe mündet aus in eine Apotheose: die der Demut: „Demut ist endlos„, so sagt uns Eliot!  

Aus dem Matthaeus-Evangelium hörten wir dass beten nicht Auffälliges ist wie „Schau mich an“,  

sondern beten ist Demut zeigen.   

Wie könnte Gebet etwas mit Demut zu tun haben?  

Demut von der Eliot sagte: Demut ist endlos.  

Eine der frühesten Christlichen Gebetshymnen beschreibt die Demut Christi, der, obwohl er „in Gottesgestalt war, sich selbst entäusserte und Knechtsgestalt annahm“ ( Philipper 2:6).  

Gerade in der Frühzeit der Kirche bedeteute eine freiwillige Selbst-Entäusserung von Macht und Reichtum eine engagierte Stellungsnahme gegen die herrschende Kultur.  

Der Hymnus zeicht den Weg Christ in einem Kontrast zu den Werten die auch noch in unserer Zeit imponieren. In unserer zeitgenössischen Kultur sind Macht und materiellen Besitz neben natürlich Spass die tonangebenden Werte.  

Der Weg der Demut wirft ein aufklärendes Licht auf der Weg der Distanz zu den Werten einer Welt die bessessen ist von Erfolg und Ruhm. Laut Henri Nouwen, bereits hier zitiert, ist beten demutig sein. Beten ist vor allem das Ausziehen aus der Wohnung derer, die Pracht und Prestige lieben, und das Einziehen in das Haus Gottes wo die Liebe wohnt.  

Das Gebet “ zieht uns weg von der Beschäftigung mit uns selbst und spornt uns dazu an, eine neue Welt zu betreten, die zu gross ist für die engen Grenzen unseres Geistes oder Herzens. Das Gebet ist daher ein grosses Abenteuer, denn der Gott, mit dem wir in eine neue Beziehung treten , ist grösser als wir und entzieht sich all unseren Berechnungen und Vorhersagen“ (Oc. S.33).  

Beten ist lieben.  

Das Gebet führt zu dem Gott, dessen Liebe keine Grenze kennt. Wahres Gebet umfasst die ganze Welt, nicht bloss den kleinen Teil, in dem wir leben. Beten ist die Brücke zwischen meinem Leben und Gottes Liebe. Beten verbindet mich mit dir und beten verbindet mich mit allen Menschen in der Nähe der Liebe Gottes. Viele denken nicht an Gott oder ihre Miitmenschen. “Die meisten haben etwas anderes im Kopf, nämlich sich selbst” ( Lisa Westerveld, Niederländische Parlementarierin, VK 22.1.2022).  

Beten ist das genaue Gegenstück davon, nur an sich selbst zu denken. Beten heisst Raum für Gott und die Mitmenschen in deinem Leben zu schaffen. Kurz und bündig, beten ist ein anderes Wort für lieben, nur weniger geliebt. 

Und schliesslich führt uns das liebevolle Gebet auch dazu anderen gegenüber viel weniger kritisch zu sein; es ermutigt uns vorerst dazu zunächst die notwendigen Anstrengungen zu machen uns selbst zu verbessern und zum Besseren zu verändern.  

Wir sagen gerne “die anderen Leute müssen sich ändern, müssen sich anpassen oder sich verbessern” , aber was ist mit uns? 
Sollten wir nicht versuchen all zu viel von den Menschen zu verlangen? 

Sollten wir nicht auch versuchen etwas bescheidener zu werden und etwas mehr Demut zu zeigen?  Sollten wir nicht probieren ein bisschen näher zu bleiben an dem was der Mensch ist, will und kann? 

Kann es vielleicht am Ende des Tages irgendwo zu Beginn des neuen Jahres, genau in der letzten Minute des Januars  so sein, dass wir, die Kultivierten und moralisch gebildeten Christen unsere eigenen Prinzipien und ja unsere hohe Erwartungen an die Zukunft   selbst sabotieren, indem wir von den weniger  

Privilegierten Reformen nur auf eine Weise drängen, nämlich unsere Weise, also eine Weise die sie praktisch nicht erreichen könnten?   

Wie kann man der Wunsch die Welt zu verbessern am besten Toten? Indem man von anderen Menschen zu viel auf einmal verlangt, statt kleine Schritte selbst zu unternehmen.  

Liebe Alle, lasst uns einander für den Rest dieses neuen Jahr ermutigen zu versuchen gemeinsam sehr kleine Schritten auf dem Weg zu einer neuen Erde zu unternehmen auf der Frieden und Gerechtigkeit wohnen im Geist dessen der uns dabei vorausgeggangen ist im Demut: Jesus von Nazareth. 

 Amen. 

Rotterdam, Januar 2025 (PAPE Kattenberg)