Gottesdienst Pfingsten 2020
Bibellesungen:
Psalm 104: 24 – 31.
Apostelgeschichte 2: 1 – 13.
Gebet:
Lieber Gott,
wir wissen nicht immer gut genug
was das ist: dein Geist,
wie wir uns diesen vorstellen können,
wie dieser Geist uns antreiben kann
um in unserem Leben, in dieser Welt,
etwas zu verwirklichen was an dich beantwortet,
so wie du uns geschaffen hast,
wozu du uns bestimmst.
Wir versuchen zu verstehen
wie du versuchst uns zu erreichen,
damit wir wieder wissen wie du da bist,
wie du versuchst uns zu begeistern,
wie du uns Klarheit schaffst über was notwendig ist,
wie du uns zu einander führst,
zu einer Verständigung die wir im Leben brauchen.
Wenn das so ist, wenn du so zu uns kommst,
dann brauchen wir dich jetzt, in dieser Welt,
im unserem Leben auch,
wo soviel Krankheit herrscht, und soviel Tod,
wo soviel Hoffnungslosigkeit das Leben schwierig macht,
wo soviel Einsamkeit die Menschen von einander trennt.
Sei du bei uns, mit deinem Geist,
damit wir deine Liebe auch jetzt erfahren können,
in dieser Welt, in unserem Leben;
damit es ein Vertrauen gibt in eine gute Zukunft.
Amen.
Predigt:
Es ist gut dass wir heute draußen sind, außerhalb der Kirche. Wir wissen alle warum: weil wir einander nicht anstecken dürfen. Nicht mit dem Virus, das noch nicht aus unseren Ländern verschwunden ist. Wir müssen vorsichtig sein, die vergangene Monate schon, wo wir uns nicht sehen konnten, und auch noch jetzt. Aber wir dürfen zusammen sein, auch wenn es anders ist als sonst. Deshalb sind wir hier, außerhalb der Kirche, aber, genau wie immer, einen Glauben suchend, der uns Trost bietet, und eine Inspiration für das Leben, das wir auch in dieser Zeit festhalten und lieben mögen.
Jetzt, da wir draußen sind, außerhalb der Kirche, versuchen wir zu verstehen, was das Pfingstereignis von damals auch noch jetzt für uns bedeuten kann. Vielleicht hilft es dabei, dass wir draußen sind, nicht innerhalb der Kirche selbst, sondern hier auf den Kirchhof. Schon ein bisschen in der Welt, um so zu sagen. Nicht mehr wie in einem Haus, das uns alle umfasst, sondern schon unterwegs. Als ob wir schon die Grenzen des Hauses überschritten haben, und wissen dass unsere Aufgabe draußen ist, in der Welt, die uns braucht.
Das ist keine fremde Gedanke, mit Pfingsten. Es gehört zum Pfingstereignis selber, so wie es uns übergeliefert ist: dass wir diese Bewegung von drinnen nach draußen kennen lernen und miterleben. Die Geschichte darüber ist uns vielleicht vertraut, aber vielleicht auch haben wir nie so deutlich gesehen, dass die Geschichte von Pfingsten vor allem eine Geschichte ist, worin die Grenzen unseres Hauses ein für allemal durchbrochen werden, und wir (wie die Jünger von damals) uns davon bewusst werden, dass es eine Welt gibt, worin wir leben; eine Welt die auf uns wartet; die die Botschaft des Glaubens (die wir selber vielleicht nur zögernd zulassen als für uns bestimmt) wirklich braucht, um die Nähe Gottes erfahren zu können.
Schauen wir etwas genauer hin. Die Geschichte von Pfingsten fängt mit der einfache Konstatierung an, “dass alle sich am gleichen Ort befanden”. Das heisst: sie sind in einem Haus, alle die Menschen, die dann zur kleinen Gemeinde gehören, die im Namen Christi zusammenkommt. Nach Ostern formen sie eine betende Gemeinde, wie gesagt wird. Sie kommen zusammen um sich die Worte und die Taten Jesu zu erinnern, um über die Bedeutung davon nachzudenken, únd (und das ist offenbar das wichtigste) um in ihrem Gebet an Gott eine Klarheit von Ihm darüber zu erwarten, was sie jetzt mit ihrem Leben tun müssen. Sie wissen nicht, was sie selber davon denken können, was sie jetzt noch von Gott erwarten können, was an Sinn übrig bleibt von allem was sie zusammen mit Jesus erfahren haben. Und deshalb bleiben sie in der Abgeschlossenheit eines Hauses zusammen, am gleichen Ort, in Gebet.
Es wird ihnen nicht gesagt soviel wie möglich zuhause zu bleiben, so wie das an uns in den vergangenen Monate gesagt wurde, aber sie blieben zuhause, weil sie kaum mehr wussten, was sich außerhalb ihren Gedanken, ihr Leben, noch abspielte. In ihrer Ratlosigkeit gab es nur noch das Gebet, an Gott, mit der Bitte sich in seiner Nähe zu ihnen zu zeigen. Wie, das wussten sie selber auch nicht.
Und dann, plötzlich, wird erzählt, wird das Haus von einem Brausen erfüllt, von viel Wind, “wie wenn ein heftiger Sturm dahinfährt”, und sie sehen so etwas wie “Zungen von Feuer, die sich verteilten”. Das sind alles Begleiterscheinungen der Nähe Gottes, wie es in der Tradition vor ihnen erzählt wird. Aber wie theoretisch auch bekannt, es ist für sie keine beruhigende Gedanke dass diese Dinge auch früher, an anderen Menschen, schon passiert sind. Es ist eine Erfahrung voll Schrecken, voll unbekannte Geheimnisse. Später haben sie das alles auf die Einwirkung des Heiligen Geistes zurückgeführt, als das Konzept ihres Glaubens, womit sie leben konnten. Womit sie in einer Welt leben konnten, wo sie wussten verstanden zu werden, wenn sie über “die große Taten Gottes” sprachen. Und auch das, das Wunder dieser Verständigung, von damals schon, bei diesem Anfang, – auch das war so etwas wie eine Begleiterscheinung Gottes: dass Menschen einander in ihrem Glauben, in ihrem Leben, verstehen können.
Wir wissen alle, wie schwierig es manchmal ist, um einander zu verstehen. Um einander wirklich zu verstehen. Selbst wenn wir dieselbe Sprache sprechen. Um wirklich verstehen zu können, was selbst eine geliebte Person in tiefsten seiner oder ihrer Seele erfährt, oder stört, oder kaum sagen kann, und dennoch so wichtig ist, das es eigentlich geklärt werden muss. Wir wissen alle auch umgekehrt, wie schwierig es ist, um eine andere Person wirklich zuzulassen bei für uns wichtige Fragen; die auch für uns selber zu beladen sind; wofür wir uns schämen, vielleicht. Wie sehr es uns auch erleichtern wurde, uns in diesen Sachen auszusprechen. Wie sehr es uns mit anderen verbinden wurde um das zu tun. Wie heilsam es sein würde, für unsere Ausstrahlung in der Welt, wenn es uns alle gelingen würde, uns verständlich zu machen an einander, auch über die schwierige Fragen unseres Lebens.
Mit dem Pfingstereignis von damals ist damit einen Anfang gemacht. Mit dieser Verständigung von Menschen, mit der Hilfe des Geistes Gottes. Im Großen hat es angefangen, mit den Verständigung der verschiedenen Völkern, und es ist noch immer ein Auftrag an uns, um diese anfängliche Verständigung von damals weltweit zu verwirklichen. Unter der Führung Gottes, mit Hilfe seines Geistes.
Und auch in all unsere persönliche Verhältnisse ist es noch immer die bleibende Aufgabe, um diese Verständigung immer wieder zu verwirklichen. Um so im Namen Gottes zu leben, dass wir wirklich wissen, dass er uns nah ist; dass er uns hilft, uns tröstet und Mut gibt um in diese Verständigung zu glauben. Als ob es das wichtigste ist, das Gott uns schenkt.
Für viel das heute gesagt ist, hat der Dichter Theodor Storm (der aus unsere Gegend stammt) in einem kurzem Gedicht ein treffendes Bild gefunden, das Bild einer Windmühle. Er schreibt:
Die Windmühl soll mein Wappen sein.
Die Windmühl treibt der Wind,
Der Wind der fegt die Lüfte rein.
O blase blase fix hinein,
Wo faule Dünste sind!
Hier spricht so etwas wie das Verlangen, um, in unserem ganzen Leben, so etwas verwirklichen zu können: um eine Reinheit zustande zu bringen, in unserem Leben, in unserer eigenen Umgebung, in dieser Welt vielleicht, die für uns alle heilsam ist. So wie eine Windmühle das macht, von der Wind getrieben. Um weiterzuleiten was wir empfangen haben, an Energie, an Geist vielleicht, an Unterscheidungsvermögen um zu wissen was für die Menschen Weisheit ist.
Storm hat das Bild der Windmühle nicht ausdrücklich auf den Geist Gottes bezogen.
Aber was er hier in unserer Umgebung oft gesehen haben muss, hat er einfach als ein Wunschbild für sein Leben erfahren, als ein Leitbild, ein Wappen.
Wir unserseits können vielleicht mit diesem Bilde etwas erkennen von einer Ermutigung Gottes, um, auch in dieser Zeit von Krankheit und Beschränkungen, für “reine Lüfte” zu stehen, im Namen Gottes. Um etwas von seinem Wind, von seinem Geist, weiterzuleiten in unserer Welt.
Amen.
Gebet:
Lieber Gott,
wir bitten dich um deinen Heiligen Geist,
dass wir ein bisschen davon empfangen mögen
und weiterreichen an anderen Menschen;
damit wir verstehen können wie du uns ansprichst
und uns im Leben aufrecht hältst;
damit wir getröstet sind in unseren Verluste
und Vertrauen im Leben behalten;
damit wir wissen was reine Verhältnisse zwischen Menschen sind,
darüber klar sind in alle unsere Begegnungen;
damit wir hören wozu du uns aufrufst
wenn es um die grosse Fragen von Wahrheit und Gerechtigkeit geht.
Wir bitten dich dass wir Menschen, in dieser Zeit der Krise,
den Mut bewahren und das Vertrauen
dass es noch immer rechte Verhältnisse geben kann,
wo Menschen zusammenleben und -arbeiten;
dass wir uns bewusst sind einer Verantwortlichkeit,
für uns selber, für andere Menschen,
damit die Lüfte rein bleiben, und Menschen gesund;
dass wir alle voller Hoffnung an eine neue Zukunft arbeiten,
und voller Liebe mit einander umgehen können.
Sei du uns alle nah, mit deinem Geist,
führe uns alle zu einer sinnvolle Zukunft.
“Onze Vader….”
Amen